Kunst im öffentlichen Raum, Theaterplatz
Baden

 

Wettbewerb 2002, 1. Preis

Realisierung 2003-2007

 

Kunstsäule in Zusammenarbeit mit Peter Suter, Basel

Kunst im öffentlichen Raum, Theaterplatz

Herausragendes Merkmal des Parkhauses Theaterplatz ist eine alle Geschosse durchstossende, freistehende Säule. Mit ihrem Durchmesser von drei Metern wirkt sie gleichsam als der an eine andere Stelle verschobene Kern des Wendels am südlichen Ende des Parkhauses. Die von überall her sichtbare Säule wirkt nicht nur als Orientierungshilfe; sie gibt als plastisches Gebilde dem ausgehöhlten Raum unter dem Theaterplatz seine Festigkeit und Dichte zurück. Im abstrakten, geschlossenen Ort ist sie mit ihrer skulpturalen Form und Selbständigkeit ein willkommener Halt und als grossgewachsener Solitär widersetzt sie sich dem Diktat der zahllosen Automobile.

Die Präsenz der Säule wird dadurch gestärkt, dass sie an einer Stelle steht, an der Tageslicht in die Tiefe hinabgeführt wird. Die Säule durchstösst die Parkhausdecke durch eine Öffnung, deren Durchmesser zwei Meter grösser ist als derjenige der Säule, und die durch ein Geländer geschützt ist.

Die Säule überragt den Theaterplatz um zwei Meter. Dieses Mass ist hoch genug, um eine geringe Aufsicht auf den oberen Säulenabschluss zu gewähren, die das physische Erleben der plastischen Masse erfahrbar macht. Das Mass ist tief genug, um ebenso das Emporwachsen aus den tieferliegenden Geschossen zu betonen wie die Säule auch als Gebilde zu verstehen, das mit dem Licht nach unten führt.

Die Säule vertritt, gleichsam in verdichteter Form, das beim Aushub weggeschaffene Material. Da dieses zu grossen Teilen aus Kies besteht ist die Säule aus Beton geformt, um eine folgerichtige Kompression zum Ausdruck zu bringen. Die Säule besteht aus 72 übereinander geschichteten, 22cm starken Betonscheiben. Zwischen den Scheiben öffnet sich jeweils ein Spalt von 1-3cm. Dadurch erhält der Betrachter Einblick in die massige Form, die eine unerwartete Leichtigkeit annimmt, als würden hier die schweren Scheiben schweben, wie in einem Magnetfeld. Die Beschaffenheit des Betons ist unterschiedlich körnig und roh, mit Kiesnestern versetzt.

Das Übereinanderliegen der Scheiben lässt an geologische Schichtungen denken, an Sedimentgestein. Hier wird aus demselben Material, aus dem die starren Parkhauswände gebaut sind, plötzlich eine Expressivität gewonnen, die fasziniert. Zurückhaltende Farbnuancierungen im Beton bereichern die Einsicht in das „aufgerissene“ Material. Dass die steinerne Säule, in die man hineinsehen und durch die man hindurchsehen kann, auch das Gebilde ist, dem entlang das natürliche Licht am Tag in die Tiefe geführt wird, macht Sinn. Die Durchsicht gewährenden Abstände zwischen den Säulenscheiben machen die Säule zur Lichttreppe, und auch zur Wirbelsäule, die dem Ort eine gleichsam anatomische Dimension verleiht. Der Beton, aus dem die Architektur gebaut ist, wird durch eine ungewohnte Anwendung des Materials vollkommen umgewertet. Diese Verwandlung wird vom Benutzer unmittelbar nachvollzogen.